Der Kapillareffekt tritt bei Flüssigkeiten in engen Röhren oder Kapillaren auf und sorgt dafür, dass die Flüssigkeiten vermeintlich gegen die Erdanziehungskraft aufsteigen können. Dies liegt an der Oberflächenspannung, der Adhäsion und der Kohäsion. Der Kapillareffekt tritt aufgrund der Tatsache auf, dass die Kräfte der Anziehung zwischen den Flüssigkeitsmolekülen (Kohäsion) stärker sind als die Kräfte zwischen der Flüssigkeit und den Wänden des Kapillarrohrs (Adhäsion).
Der Kapillareffekt sorgt dafür, dass sich Flüssigkeiten in porösen Materialien wie z. B. Sand oder Erde ausbreiten können, wodurch Pflanzen genügend Wasser erhalten, die es dann selbst ebenfalls mithilfe des Kapillareffekts über die Wurzeln aufnehmen und in alle Pflanzenzellen transportieren können. Auch Küchenpapier wäre ohne den Kapillareffekt nicht saugfähig.
Nachteile ergeben sich allerdings vor allem in der Wassertechnik, wo sich Wände innerhalb einer Wohnung durch austretendes Wasser einer defekten Rohrleitung vollsaugen können und es zu Schimmelbefall kommen kann.
Auch bei Gewinden in Rohrleitungen kann der Kapillareffekt dafür sorgen, dass sich das Medium über die Gewindegänge einen Weg nach draußen bahnt. Umgekehrt kann Luft von Außen in die Rohrleitung gelangen und mehr oder Weniger Schaden an verschiedenen Bauteilen und Pumpen verursachen. Häufig ist ein quellendes Dichtmaterial die bessere Wahl, da dieses Kapillarräume selbstständig schließt.
Des Weiteren können über den Kapillareffekt korrosive Flüssigkeiten in Haarrissen oder Spannungsrissen einer Wasserleitung eintreten und diese verstärken, da sich das Material an den korrodierenden Stellen ausdehnt, wodurch die Risse vergrößert werden. Man spricht dann von Spannungsrisskorrosionen.